Science-Fiction-Erzählungen an der
Grenze zum Unfassbaren, zum
Grotesken: Babys werden als elektronisch
kontrollierbares Komplettangebot
samt Gebrauchsanweisung per Post zugestellt.
Ein Schläfenstecker ermöglicht
es einer Vorzeigehausfrau, ihren Ehemann
mit dem Mixer zu betrügen. Eine
Problemlösungs-Software wird als Killer
angeheuert und erteilt ihrem Auftraggeber
eine Lektion in Sozialdarwinismus.
Und auch das Zeitsprung-Dilemma erfährt
auf Kosten eines eitlen Hackers
eine
ganz neue Interpretation.
In den Fußstapfen Douglas Adams’
treibt der österreichische Physiker Peter
Schattschneider sein Spiel mit den Entwicklungsaussichten
der menschlichen Zivilisation, ihren Abgründen und
Risiken. Hier ist ein einfallsreicher, genialer
Kopf am Werk, der seine Zukunftsszenarien
mit profunder Kenntnis der
naturgesetzlichen Gegebenheiten und
technischen Möglichkeiten, mit sprachlicher
Könnerschaft, wienerisch schwarzem
Humor und einer guten Prise Sex
genüsslich ausgestaltet. Inmitten digitaler
und technischer Vervollkommnung
regieren
nach wie vor menschlicher
Kleingeist, Entfremdung und triebgesteuerte
Selbstgefälligkeit – was oftmals
zu bedenklichen, prognostischen,
oftmals auch zu absurd komischen
Wendungen führt.
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Eine Leseprobe:
«Ein Ausläufer des
Emulaniers hatte
Nescos Hosenbein erreicht. Er
mümmelte unentschlossen an
der Stulpe, dann verschwand
er unter dem Stoff. Nesco
fühlte schleimiges Kitzeln an
der Wade. Er hielt den Atem
an. Die dottergelbe Pfütze
rund um seine Füße pulsierte.
Die feuchte Zunge kletterte
höher; er fühlte ihr Tasten in
der Leistengegend. ‹Alles
okay?›, fragte Dannett. ‹Du
siehst blass aus.›»
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Ebenfalls erhältlich:
Bodoni Blatt Nr. 50: «Zwielicht»
mit Texten von Erkki Paavali Ahonen (
Blackboxbaby), Joseph d’Arbaud (
Das Tier vom Vaccarès), Michel Bernanos (
Terra infernalis), Andrea Fazioli (
Das Collier) und Peter Schattschneider (
Selbstgespräch mit Protoplasma)
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Pressestimmen:
«‹Selbstgespräch mit Protoplasma› ist ohne Zweifel eine der interessantesten Storysammlungen der letzten Jahre. (...) Schattschneider wählt für seine Geschichten Motive aus dem gewöhnlichen Alltag, aus der modernen Forschung oder aus einer Zukunft, in der sich Gesellschaft und Wissenschaft erheblich weiterentwickelt haben (nicht immer zum Besseren hin). So vielfältig seine Themen sind, so einheitlich ist doch Schattschneiders Methode, an sie heranzugehen: analytisch, mit dem wachsamen Auge des Wissenschaftlichers, intellektuell, gleichzeitig aber mit einer unbändigen Freude am Extrapolieren und Fabulieren. Den Leser zu überraschen, zu verblüffen, aufs Glatteis zu führen, darüber empfindet er offenbar größtes Vergnügen. Peter Schattschneiders Erzählungen erinnern an die Science Fiction von Herbert W. Franke (ebenfalls Physiker), aber mit mehr Humor und mehr Verspieltheit.»
Fantasia
«Die Erzählungen zeichnen sich durch ihre Einmaligkeit, ihre Originalität, ihre stringenten und konsequent erzählten Plots aus.
Selbstgespräche mit Protoplasma ist ein ausgesprochen eigenständiges Werk der (im Original) deutschsprachigen SF – und nicht nur dort!» Armin Möhle,
Buchrezicenter (Lesen Sie die gesamte Rezension auf
www.buchrezicenter.de)
«Die Anthologie besticht durch innovative Ansätze in der Science Fiction und durch eine intelligente Aufbereitung von Themen wie Paradoxa in Zeitreisen, Cyborgs und deren ethische Problematik in diktatorischen Systemen, Problematik einer vollständig technisierten Welt oder die Frage, ab wann etwas Bewusstsein bzw. ein Ego hat. Eigentlich Themen, die schon bekannt sind, aber originell aufbereitet und mit offenem Schluss, der zum Nachdenken anregt. Breit empfohlen!» Ulrike Dansauer,
ekz-informationsdienst
«Mit einer präzisen wissenschaftlichen Grundlage seziert Schattschneider sehr pointiert und scharfsinnig die möglichen gesellschaftlichen Exzesse und zeigt, wie ‹krank› das Verhältnis Mensch- Maschine, aber auch Realität gegenüber künstlicher Irrealität geworden ist. Dabei lässt sich zwischen den Zeilen die aus Schattschneiders Sicht sich negativ entwickelnde Gegenwart gut erkennen. Als Wissenschaftler ist er dem technologischen Fortschritt nicht unbedingt negativ gegenüber eingestellt, warnt aber vor der geistigen Kapitulation des Menschen vor der künstlichen Intelligenz. Insbesondere die Virtual Reality Texte stellen einen interessanten, wie intellektuellen, aber nicht nur theoretischen Gegenpol zu den Matrix-Exzessen dar.» Thomas Harbach,
Literra (Lesen Sie die gesamte Rezension auf
www.literra.info)
«Peter Schattschneider ist nicht nur Physikprofessor, der an der Technischen Universität Wien und der École Centrale Paris forscht und lehrt, er hat sich auch als Essayist und Verfasser meisterlicher SF-Stories einen Namen gemacht. Seine Geschichten erschienen zeletzt verstreut in zahlreichen Anthologien sowie in der Computerzeitschrift c't. Vierzehn dieser Erzählungen sind in ‹Seibstgespräch mit Protoplasma› enthalten, darunter zwei mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnete, ergänzt durch ein informatives Nachwort von Franz Rottensteiner.» Hermann Urbanek,
Space View
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Aus dem Nachwort von Franz Rottensteiner:
«Schattschneiders Geschichten sind stringent entwickelte, zuweilen sogar mit mathematischer Logik angereicherte komplexe Gebilde, die ein raffiniertes Spiel mit der Wirklichkeit betreiben. Kommunikation, Simulation, Illusion sind Kernpunkte seines Erzählens.
In einem Symposionbeitrag hat Schattschneider festgestellt, dass der Cyberpunk die Aussage trifft, dass die Fiktion der Wirklichkeit (die von Fernsehen, Computern, Techno, Crack, programmierten Reisen, Konsumfetischen, kurz: die Simulation) uns in einem Ausmaß bestimmt, das uns zu denken geben sollte: ‹Das heißt nicht, dass sie, die Fiktion, verwerflich wäre. Sie ruft uns auf zu geschmeidigerem Denken, zum Abenteuer und zur Erkenntnis ihrer selbst in einer Wirklichkeit, die wir für Realität halten. Sie kann uns dazu verhelfen, Chancen und Gefahren, die unser postmodernes Paradigma ins Nirgendwo verfrachtet hat, als Chancen und Gefahren einer komplexen Gegenwart zu erkennen. Sie löst keine Probleme, aber sie eröffnet neue Perspektiven.›
Wie es sich für hervorragende Science-Fiction gehört, geben Peter Schattschneiders Geschichten keine Antworten, aber sie stellen viele richtige Fragen und spielen Situationen und Prozesse auf intelligente und paradoxe Weise durch, verändern Blickwinkel und öffnen dem Leser dadurch Ausblicke auf etwas, was er zuvor nicht so oder überhaupt nicht gesehen hat. Wissenschaft und Science-Fiction sind für Schattschneider nur verschiedene, einander ergänzende Arten, die Welt zu sehen.»