Die Lesungsmatinee am Sonntagmorgen
Sonntag, 16. Oktober 2011, 11 Uhr
Buchvernissage und Lesung mit Lichtbildern aus Nordostindien
Einführung: Dr. Monika Oertner, Waldgut Verlag
Eintritt frei
Apéro
Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen
Museumstrasse 50, CH-9000 St. Gallen
Tel. +41 (0)71 242 06 42

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Unser Lesegast am Sonntagmorgen in St. Gallen ist der Himalaja-Experte und Buchautor Peter van Ham aus Frankfurt. Er ist in St. Gallen kein Unbekannter: Als Gastkurator betreute er 2009/10 die große Ausstellung «Indiens Tibet – Tibets Indien» im Historischen und Völkerkundemuseum. Dort wird er auch 2013 eine große Sonderausstellung zum Kulturraum Nordost-Indien kuratieren, die auf das vorgestellte Buch Krieger von Sonne und Mond Bezug nehmen wird.
Mehr zum Autor auf unserer Autorenseite Peter van Ham.

 

Das Buch: Peter van Ham, Krieger von Sonne und Mond
Mythen und Märchen der Völker im Nordosten Indiens
Waldgut Verlag, Frauenfeld 2011
Broschur mit Bildteil, 136 Seiten
ISBN 978-3-03740-104-0

 

«Sieben Schwestern Indiens» werden die Bundesstaaten im Nordosten des indischen Subkontinents genannt. Dieses riesige Gebiet zwischen Tibet, China, Burma und Bangladesch erstreckt sich von den eisigen Gipfeln des Himalajas bis hinunter in die feuchtheißen Ebenen Assams. Unter dem schützenden Dach des Regenwaldes haben sich ungewöhnliche Stammesriten bewahrt, die wenig mit dem hinduistischen Indien gemein haben. Bei einigen der über 500 Ethnien, die hier zu Hause sind, spielt die – heute meist symbolisch praktizierte – Kopfjagd und die Präsentation der Schädeltrophäen eine zentrale Rolle. Familienverbände von Hunderten von Mitgliedern leben in Langhäusern zusammen, praktizieren einen Megalithkult um Riesensteine, die Vielehe und die Erbfolge über die mütterliche Linie (wogegen eine männliche Emanzipationsbewegung Sturm läuft).
So reich, geheimnisvoll und archaisch wie die Riten und Traditionen ist der mündliche Erzählungsschatz, den der Himalaja-Experte Peter van Ham auf seinen Forschungsreisen gehoben hat und in seinem Buch Krieger von Sonne und Mond erstmals in deutscher Sprache zugänglich macht. Darin gibt er auch einen ausführlichen Überblick über die Geschichte und Mythologie der Völker im Nordosten Indiens.

 

Warum die Tage länger und kürzer werden
Mythos der Digaru-Mishmi (Loiliang)
Manchmal ist die Sonne ein Mann und manchmal eine Frau. Wenn sie eine Frau ist, ist der Tag lang, und wenn sie ein Mann ist, geht dieser schnell nach Hause und legt sich faul ins Bett. Dann ist der Tag kurz.

 

Von der Liebe zwischen Himmel und Erde
Mythos der Adi-Minyong (Yeksi)
Zu Beginn der Zeit lagen Sedi, die Erde, und Melo, der Himmel, nah beieinander, da sie Mann und Frau waren. Doch als Polung-Sabbo, das erste Mithun-Rind geboren wurde und über das Land wanderte, stieß es mit seinen Hörnern immer an die Wolken. In seinem Ärger darüber wirbelte es sie fort, weit, weit weg von der Erde. Doch später, als die trockene Erde erschienen war, verlangte es Sedi, zu Melo zurückzukehren, wieder eins mit ihm zu sein. Als sie ihren Körper ihm in Verlangen entgegenzustrecken suchte, kamen Donyi, die Sonne, und Polo, der Mond, hervor und sandten ihr Licht auf die Erde. Beschämt ob ihres Verlangens erstarrte Sedi auf der Stelle. Der Teil von ihr, der sich bereits dem Himmel entgegengereckt hatte, ist bis heute zu sehen. Es sind die Berge.

 

Wolken
Mythos der Digaru-Mishmi (Loiliang)
Wolken sind die Schweine des Himmels. Es gibt eine Reihe von Ketten, die über den Himmel gespannt sind, und entlang dieser wandern die Wolkenschweine. Wenn sich zwei Wolkenschweine treffen, kämpfen sie miteinander, und wenn sich ihre Borsten aneinander reiben, zucken Blitze über den Himmel. Die Schweine grunzen laut während sie kämpfen, dies hören wir als Donner.

 

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
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