«Das Gift, das sich in meine Adern schlich, ich weiß, ich werde es in mir tragen bis zu meinem Tod. Ein Schrecknis, eine Freundschaft, ein Mysterium; und dazu die Last des Gewissens, ja, des Gewissens.»
1417. Die mittelalterliche Camargue, ein wilder,
von Seen durchsetzter Landstrich von
erschreckender Schönheit. Der Viehhirte
Jacques Roubaud, der dort ein karges, einsames
Dasein führt, entdeckt auf einem seiner
Ausritte unbekannte Hufspuren. Seine
Neugier ist entfacht, und als er das «Tier»
schließlich eingekreist hat, kommt es zu einer
Furcht erregenden, verstörenden Begegnung,
die Jacques Roubaud für sein Leben zeichnet.
Eine seltsame Verbundenheit entwickelt
sich zwischen den beiden, voller Barmherzigkeit
und Entsetzen, Wissensdrang und
Gottesfurcht.
Das mittelalterliche Christentum
und der
heidnisch-ländliche Mythos der Antike ringen
miteinander inmitten einer ungezähmten
Natur um Macht und Einfluss auf die Herzen
der Menschen. Ein Märchen im Schnittpunkt
zur Moderne, das in lyrischer Prosa vom
Ende der Mythen erzählt.
La Bèstio dóu Vacarés gilt als die Meistererzählung
des provenzalischen Dichters
Joseph d’Arbaud (1874-1950), verfasst in seiner
Muttersprache Provençal und für die
zweisprachige Pariser Erstausgabe 1926 von
ihm selbst ins Französische übertragen
(La
bête du Vaccarès).
In Frankreich wird die Bedeutung Joseph
d’Arbauds in den letzten Jahren verstärkt
wahrgenommen. Zuletzt erschien 2007 eine
zweisprachige Taschenbuchausgabe
von
La
bête du Vaccarès bei Grasset & Fasquelle,
Paris.
Vollständige Neuübersetzung.
Die Originalausgabe erschien 1926 unter dem Titel
La bête du Vaccarès bei J.-J. Pauvert Paris.
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Ebenfalls erhältlich:
Bodoni Blatt Nr. 50: «Zwielicht»
mit Texten von Erkki Paavali Ahonen (
Blackboxbaby), Joseph d’Arbaud (
Das Tier vom Vaccarès), Michel Bernanos (
Terra infernalis), Andrea Fazioli (
Das Collier) und Peter Schattschneider (
Selbstgespräch mit Protoplasma)
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Pressestimmen
«Das
Tier vom Vaccarès ist eine Erzählung
darüber, dass es doch noch mehr gibt auf
dieser Welt als das Gute und Böse im
christlichen Sinn, nämlich die ganze untergegangene
heidnische Welt, die eine so
scharfe Dichotomie nicht kannte. (...) So ist diese Erzählung eine melancholische, man möchte schon fast sagen depressive, Parabel über die Vergänglichkeit aller
Dinge und aller Schönheit, der sich selbst
ein Halbgott nicht widersetzen kann. Da
der Autor den Text vermutlich gerade zur
der Zeit abgefasst hat, als an einer Lungenerkrankung
litt und in einem Sanatorium
untergebracht war, hat er damals wohl
auch für sich selbst keine große Perspektive
mehr gesehen.
Die Übersetzung von Heinz Zehnder ist,
das sollte noch erwähnt werden, hervorragend
gelungen; insbesondere dadurch, dass
er viele Begriffe aus dem Hirtenleben in der
Camargue nicht übersetzt, sondern nur erläutert,
bildet er die Atmosphäre des Originals
hervorragend nach.» Franz Schröpf,
Fantasia. Magazin für Phantastik
«Das
Tier vom Vaccarès ist eine täuschend kunstlos geschriebene und gerade deswegen eindrückliche Erzählung von den Gewissensqualen eines Mannes, der dem Wunderbaren begegnet, das seinen christlichen Glauben erschüttert und sein Seelenheil gefährdet; und der sich auch niemandem anvertrauen kann, will er nicht sich selbst und das ‹Tier› auch körperlich gefährden. In dem einfachen, kaum gebildeten Erzähler siegt das Erbarmen über die christliche Indoktrination. (...) Es ist erfreulich, dass diese Geschichte, die der gegenwärtigen Phantastik-Produktion so radikal entgegenläuft, wieder vorliegt.» Franz Rottensteiner,
Quarber Merkur
«Zum einen geht es in diesem Buch um das Hereinbrechen des Übernatürlichen in das alltägliche Leben, zum anderen um den Konflikt zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, was das Werk im Grunde genommen sehr aktuell erscheinen lässt. Denn der Viehhirte Roubaud ist durch die Existenz des außergewöhnlichen Lebewesens wie vor den Kopf gestoßen, widerspricht es doch völlig der christlichen Lehre. So hat er Angst, sein Seelenheil zu verlieren bzw. auch Angst davor, vor der Inquisition in Ungnade zu fallen. Zugleich aber setzt er sich keine Schranken, sondern versucht, diese durch einen gewissen Entdeckergeist zu durchbrechen, was Roubaud zu einem Prototypen des modernen Menschen werden lässt. All das erzählt d´Arbaud mit einer großartigen Dichte, weswegen es nicht gelingt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Zusammen mit einer wunderbaren Sprache wird
Das Tier vom Vaccarés zu einem wahren Genuss.» Max Pechmann,
fictionfantasy.de (Lesen Sie die
gesamte Rezension.)
«Von Entsetzen und Angst über Faszination und Neugier bis hin zu Mitleid und Zuneigung reichen die Seelenzustände des Erzählers im Hinblick auf diese seltsame und für ihn nicht zu begreifende Kreatur. (...) Die innerliche Zerissenheit des Gardian, der nicht weiß, wie er sich gegenüber einer Kreatur, die es gar nicht geben darf, zu verhalten hat, hat der Autor hervorragend dargestellt, indem er die (...) Art der Erzählung als Tagebuch aus Sicht des Protagonisten gewählt hat. (...)
Bereits das erste Buch der Zwielicht-Reihe macht Appetit auf mehr.
Zeitgenössische und historische Entdeckungen und Wiederentdeckungen will der Verlag bieten,
unorthodoxe Bücher mit Anspruch, die spannend und gleichzeitig geistig anregend und tiefgründig sind. Das ist ihm hier vollauf gelungen. 16 Euro für ein Buch von etwa 100 Seiten Umfang sind zwar ein stolzer Preis, doch dürfte nicht nur die edle Ausstattung, sondern auch die Auswahl der ungewöhnlichen Titel dafür sorgen, dass die Reihe nicht nur in Sammlerkreisen von sich reden machen wird.»
Peter Kümmel,
Phantastik-Couch.de (Lesen Sie die
gesamte Rezension.)
«
Das Tier vom Vaccares ist eine sprachlich anspruchsvoll erzählte Geschichte, die dank der intensiven Beschreibungen und dem ungewöhnlich langsamen, aber nicht langweiligen Aufbau überzeugen kann. (...) Der Text selbst erinnert eher an eine schwermütige Fabel als eine geradlinige Unterhaltungsgeschichte. Die größte Überraschung liegt in der Tatsache verborgen, dass das Tier weit mehr als nur eine Bestie ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten verbirgt der Autor diese Tatsache nicht lange vor dem Leser, er soll sich auf Augenhöhe mit dem Wesen auseinandersetzen und dank der intensiven Beziehung mit dem Tagebuchschreiber – dessen Aufzeichnungen viele Jahrhunderte quasi verschwunden gewesen sind – aus erster Hand diesen Schatten der Vergangenheit kennenlernen. (...) D´Arbaud verzichtet in seiner sehr naturalistischen Geschichte auf jegliches Beiwerk und vor allem jeglichen Kitsch. (...) Ist der Leser erst einmal im gut gesponnenen Netz der Geschichte gefangen, fühlt er sich in ein Mittelalter versetzt, das es in dieser märchenhaften Form niemals gegeben haben wird. Mit dem Tod des Tiers wacht er wieder in einer eintönigeren Gegenwart auf, wird aber weiterhin den Eindruck haben, etwas Wunderschönes zumindest für einen einzigen Augenblick gesehen zu haben.»
Thomas Harbach,
SF-Radio.net (Lesen Sie die
gesamte Rezension.)
«Zum beklemmenden Geschehen passt die großartige Darstellung der Landschaft, diesem weiten Raum mit den unendlichen Wasserflächen und dem großen Himmel, dem Wind und der ausdörrenden Sonne und den Manades. Erschienen 1926. Warm empfohlen.» Rendel Morsbach,
ekz-Informationsdienst