In der modernen skandinavischen Lyrik ist der
Norweger Jan Erik Vold einer der populärsten
Dichter, einer der innovativsten, einer der
erfolgreichsten auch. Nach «Von Zimmer zu
Zimmer» (Walter Verlag 1968), «Cirkel, Cirkel»
(Waldgut Verlag 1988) erscheint nun sein drittes
Buch in deutscher Sprache: dreistrophige
Meditationen zu zwölf Gedichten, kongenial
übersetzt vom Skandinavisten Walter Baumgartner.
Das kann nur Jan Erik Vold: Sprachmusik,
kritische Aussage, Sprach- und Denk-Neuland,
eigenständige Bilderfahrung, hintergründigen
Humor und gedankliche Ernsthaftigkeit zu
federnden, transparenten sogenannt einfachen
Texten arbeiten, die als leichtfüßige Gedichte
unter die Leute gehen – mit oder ohne Jazz.
Bunt oder eben meditativ wirkt der Dichter
Geschichte, Gegenwart, Zukünfte, Gefühle,
Nüchternes, Erfahrungen, Visionen zu begeisternden
Sprachlandschaften, deren Suggestion
schwer zu entkommen ist.
Man kann und darf also in deutschsprachigen
Landen nach neunzehn Jahren erneut Jan-Erik-
Vold-süchtig werden.
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Leseprobe:
UNSERE
Hände
waren feucht. Der Lippenstift hieß
Sans.
Egal. Ein Mann
kletterte eine Neonleiter hinauf
bis zuoberst
aufs Hausdach. Unsere Herzen
schmolzen. Im Kino
dunkel. Schmolzen
im Kinodunkel. Das Dunkel im Kino
Central.
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Ebenfalls erhältlich:
Bodoni Poesie Blatt Nr. 89: «Der Baum und der Nicht-Baum»
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Pressestimmen:
«Jan Erik Volds Poesie lebt von der Tatsache, daß in den kleinen Fragen immer auch die großen mit aufgehoben sind. Er zupft daran, aber er zuppelt nichts zurecht. Das Lapidare scheint auf, wenn man das Spektakel wegdenkt und niemand weiß mehr als die Stille. Erkenntnisse auf knappem Raum, Fragen in unbefragtes Gebiet hinein geknüpft an ungewöhnliche Bilder. (...) Anscheinend traurige Gewißheiten formulieren sich als Frage, Meditationen nennt er das. Aber auch Erinnerungen bis in die Kindheit, als die Nazis das Land heimsuchten, short stories von Bolzerei und Tanzkurs, heranwachsendes Tasten im Dunkel des Kinos, das Fahrrad klickt sich in die Spur der Straßenbahn ein – Momente aus der eigenen Zeit, dahingestellt und offen gelassen. Liebe als magnetisches Geschehen – das ist nicht neu, aber Vold beschreibt sie unpeinlich anhand von Spänen, die sich nach ihren Polen ordnen. Seine Stärken liegen im Szenischen, dem Aufriß und dem Bildgefrieren. Dort wie von selbst in Frage gestellt: der Mensch.» Frank Milautzcki, Fixpoetry (Lesen Sie die gesamte Rezension auf
www.fixpoetry.com)