Logbuch III

Giorgos Seferis

Logbuch III

«… Zypern, wohin das Orakel mich wies …»
Gedichte, griechisch/deutsch

Aus dem Neugriechischen von Evtichios Vamvas

2011

lektur sappho&hafis (le)

Broschurband, handgedruckter Umschlag, 122 Seiten

ISBN 978-3-03740-397-6

Preis CHF 25.00

Preis EUR 23.00

 

Die neue Reihe: lektur sappho&hafis – Poesie vom Balkan bis Persien.
Klassische und moderne Poesie aus Sprachen des Balkans und Vorderasiens.
Herausgegeben von Beat Brechbühl und Sinan Gudžević in der Reihe lektur.


… seltsam, hier sehe ich das Licht der Sonne: Das goldene Netz,
in dem die Dinge zucken wie die Fische,
das ein großer Engel herauszieht
zusammen mit den Netzen der Fischer …


Was passiert, wenn der weltberühmte Schriftsteller und erste griechische Nobelpreisträger, der für seine intensiven, vielschichtigen, in bedeckten Farben und Tönen gehaltenen Gedichte, für seine «mittelmeerische Klarheit» bekannte Dichter, eine Zeit auf Zypern verbringt? Er bringt einen wunderbaren Strauß Gedichte mit nach Hause. «Klassiker» mit tiefen Verästelungen in Geschichte, Literatur und Philosophie des alten Griechenlands, Gelegenheitsgedichte vom Schwatz am Straßenrand, von Zitaten ausgelöste Geschichts- und Alltagsgesänge, witzige Kurzgedichte – alles an literarischen Formen ist dabei in dem gewichtigen, lebendigen Gepäck von Giorgos Seferis’ Reise ins Schwesterland im Meer. Und immer gelingt es Seferis, seien die Themen und Figuren noch so weit herbeigeholt aus Zeit und Raum, von seinen Texten direkte, pulsierende Linien zu legen in unser tätiges Hier und Jetzt. Die Erläuterungen im Anhang sind eine große Lektion in Poesie, Geschichte, Zusammenhängen, Geschichten – die alle genauso spannend zu lesen sind wie die Gedichte. 2004 ist als lektur Band 4 erschienen: Edmund Keeley/Giorgos Seferis, Ein Gespräch. Dieses Gespräch eignet sich hervorragend als Einführung und Ergänzung zum vorliegenden Buch.

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Pressestimmen

«Seferis' ‹Protokoll› einer Fahrt nach Zypern und tiefer hinein in die Kreise der griechischen Mythologie gipfelt in einer hermetischen Lyrik, wo der Dichter verschwindet, die aber immer mehr Authentizität gewinnt. Die Übersetzung ist ein Glücksfall. Vamvas trifft den Seferis-Ton und nimmt seinen ‹Widerwillen vor der Geschwätzigkeit› ernst – und er hemmt trotz grossem Detailwissen den lyrischen Fluss nicht. Es ist ein Genuss, diese Verse zu lesen, mythische Bilder auftauchen zu lassen und gleichzeitig die Natur Zyperns, den Thymian und den Staub unter der heissen Sonne einzuatmen: eine poesia povera, in der «die Dinge sind und die Menschen tun» (Enzensberger). Die Anmerkungen machen die geschichtlichen und geographischen Bezüge verständlich und das Lesen zur spannenden Exegese einer Kultur des Kampfes, der Blutrache und fatalen Verstrickung. (...) Als Verbannter der Stimme eine Heimat zu geben, ist das Geheimnis Seferis'. In Zypern wird Griechenland wiedergefunden, nicht als politische Behauptung, sondern in einer den Menschen zurückbindenden, trunkenen Zartheit.» Charles Uzor, St. Galler Tagblatt

«Viele Gedichte beziehen sich auf antike Mythen und Legenden, griechische Philosophie und christliche Tradition, aber auch auf Lektüren des Autors, Aischylos, Shakespeare, Dante oder Zeitgenossen wie W. H. Auden. (...) In ‹Logbuch III› verarbeitet Seferis Erfahrungen zweier Reisen nach Zypern – in jenes Land, das über Jahrhunderte von verschiedensten religiösen und politischen Kämpfen erschüttert wurde. Auch im 20. Jahrhundert kam es nicht zur Ruhe, wurde zwischen Türken und Griechen hin und her gezerrt. Als Seferis dort war, drohte der Streit zu eskalieren. Dennoch fand der Autor in den Menschen und Landschaften eine Ursprünglichkeit, die er an Griechenland, zumal Athen, vermisste.» Matthias Kußmann, SWR 2

«Erstmals auf Deutsch liegen im ‹Logbuch III› die Gedichte, die der Nobelpreisträger auf Zypern schrieb, vor. Übersetzt hat sie der St. Galler Seferis-kenner Evtichios Vamvas. Im Anhang finden sich Kommentare, Situierungen und weiteres Material.» Richard Butz, Saiten, St. Gallen

«Was als erstes besticht, ist das ästhetisch schön gestaltete Äußere des kleinen Buches: augenfreundlich in Orange und Mittelgrau abgesetzt lädt die Umschlagseite zur Lektüre ein. (...) Dem Übersetzer ist ein großes Lob auszusprechen. Bei Vamvas hat die Sprache die Qualität einer Muttersprache, einer durchaus poetischen zudem, erkennbar dort, wo er sich konkret von der griechischen Vorlage löst. (...) Der Anmerkungsteil kann mit Gewinn separat gelesen werden, zumal Vamvas neben älterer Primär- auch neue Sekundärliteratur heranzieht und z. T. ausführlich zitiert. (...) Wir haben ein durchweg empfehlenswertes kleines Buch vor uns liegen, das in der Lage ist, auch Schwieriges dem Leser nahezubringen.» Gerhard Emrich, Hellenika

«Gute Lyrik kann immer für sich allein stehen. Aber nur Esoteriker unter den Lesenden behaupten, es sei unnötig, ihre stofflichen, historischen, biografischen und ideologischen Nährböden offen zu legen. Gerade bei Dichtern wie Seferis, die mit genauen Bezügen und vielen Namen arbeiten, ist dies von Vorteil. Evtichios Vamvas hat deshalb nicht nur übersetzt, sondern gleichzeitig seine Nachforschungen in einem reichen Anmerkungsteil zugänglich gemacht.» Rolf Bossart, Saiten, St. Gallen

«Der 1900 in Smyrna geborene und 1971 in Athen gestorbene Dichter Giorgos Seferis erhielt als erster griechischer Autor den Literatur-Nobelpreis und gilt heute als einer einflussreichsten neugriechischen Schriftsteller. In seiner Reihe «lektur sappho&haifs – Poesie vom Balkan bis Persien» legt nun der Schweizer Waldgut-Verlag zahlreiche lyrische Arbeiten dieses bedeutenden Dichters im griechischen Original und deutscher Übersetzung (von E. Vamvas) vor. (...) Unser Fazit: Eine schöne und sehr verdienstvolle, sowohl bibliographisch wie auch übersetzerisch hervorragend gestaltete Edition.» Glarean Magazin