Was den Fluss bewegt

Dina Sikirić

Was den Fluss bewegt

2016

waldgut zoom (wz)

ISBN 978-3-03740-115-6

Preis CHF 24.00

Preis EUR 22.00

 

«Wer weiß, mein Kind, was den Fluss bewegt.» Dieser Satz, den die Mutter ihrer Tochter mit auf den Weg gibt, wird zum Leitmotiv des Lebens der jungen Protagonistin. Sich im stetigen Fluss befindend, pendelt sie zwischen Heimat- und Aufenthaltsland, alter und neuer Kultur, ohne sich jemals vollends in eine hineinfinden zu können. Dennoch träumt das fremde Kind, wie jedes andere auch, von Liebe, Zärtlichkeit, Freundschaft und vor allem Zugehörigkeit. Dina Sikirić beschreibt eindrucksvoll die Ankunft im neuen Land und die damit verbundenen Gefühle des Fremd- und Andersseins, die anfängliche Sprachlosigkeit sowie die Kontraste zwischen dem alten und neuen Leben - und erörtert so letztlich die Frage der Ent- und Verwurzelung. Aus der Perspektive des jungen Mädchens geschrieben, eröffnet sich eine besonders offene, aber niemals anklagende Betrachtung. So lernen wir, dass «Fremdsein», auch oder gerade von einem Kind, nicht nur als schmerzhaft und bedrohlich erlebt wird, sondern dass es auch Welten öffnet: der Einbildung, des Traums, der Erinnerung und der Fantasie.

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Pressestimmen:

«Die Autorin verwendet eine sehr schöne, gepflegte Sprache für die Schilderungen aus der Sicht des Kindes, sie erinnert sich sehr genau an ihre Erlebnisse, reflektiert diese und versucht sie ohne Verurteilungen darzulegen.»
Hans Bäck, 5. Dezember 2016, Europa Literaturkreis Kapfenberg

«Die Erzählung der 1955 in Zagreb geborenen Autorin ist ein Werk von ergreifender Zartheit, dem gelingt, lange zurückliegende Kindheitserinnerungen lebendig werden zu lassen und die Zerrissenheit des Kindes zwischen Herkunftsland und Hinkunftsland in prägnante Sprache umzusetzen. [...]
Die dem Kind lang entwachsene Autorin belegt mit dieser Erzählung eine kraftvolle und gar nicht verspätete Gegenwehr, die uns Einblick gewährt in das Seelenleben eines vom sozialen Umfelds und der Zuneigung abschnittenen Kindes. Mit dem Blick auf die Biografie der Autorin lässt sich schnell erkennen, dass sie ihre Wurzeln nicht verraten hat. Dina Sikirić hat mehrere Sprachen studiert und als Übersetzerin gearbeitet. Damit bleibt sie ihrer kindlichen Neugier ebenso treu wie ihren Vorfahren.»
Eric Giebel, 26. Dezember 2016, Vitabu Vingi

«Es gibt Menschen, die eine Geschichte, ihre Geschichte so lange mit sich herumtragen, dass in dieser Zeit, in der sich die Geschichte unweigerlich durch Erfahungen und Distanz verändert, nicht nur eine Konzentration geschieht, sondern eine Verwandlung. Bei Dina Sikirić gar noch mehr; ein sprachlich gewachsenes Konzentrat, das nicht trieft und es schafft, ganz mit dem Bewusstsein jenes Kindes zu sehen, das diese Geschichte erzählt.»
Gallus Frei, 1. Januar 2017, literaturblatt.ch (inklusive Interview mit der Autorin)

«[Die Geschichte liefert] wunderbare Hervorbringungen, insbesondere wenn Eindrücke und Bilder aus der Kindheit als prägend fortgeschrieben werden. So wird eine Pflanze mit Luftwurzeln zur allegorischen Figur für ihr lebenslang empfundenes Fremdsein, das Leben einer «zusammengestückelten Kreatur», die immer wieder neue Orte fand, wo sie «zumindest eine Zeitlang…gedieh, wuchs, manchmal sogar Blüten trieb». In nur wenigen Sätzen gelingt es ihr die Wandlung (ist es eine Verwandlung?) zu erzählen, das Anders- und Fremdsein nicht mehr als Makel zu empfinden, den es zu verbergen oder zu vertuschen gilt, sondern ihn selbstbewusst noch hervorzuheben.
Und dann, fast am Ende, noch so ein Gleichnis: Ganz dünn habe sie als Kind mit Bleistift in ihre Schulhefte geschrieben und musste später zuweilen mühsam das Geschriebene entziffern. Und in diesem Sinne wirken auch ihre Episoden «dünn geschrieben», was natürlich nicht bedeutet, dass sie seicht sind, sondern im Gegenteil: entzifferungswürdig und damit kostbar.»
Gregor Keuschnig, 8. Januar 2017, perlentaucher.de

«Eine sehr poetische Erzählung und ein leuchtender Beitrag zur Schweizer Migrationsgeschichte.»
Wolfgang Bortlik, 7. Februar 2017,
20 Minuten

«Der Stoff könnte ein «Jammerbuch» sein. Dina Sikiric fällt nie in eine Opferrolle. Sie formuliert die Gefühle des Kindes nicht, aber sie hängen «zwischen den Zeilen» und gehen unter die Haut. Die Sprache ist feinfühlig, leise, exakt, reich an Bildern und Metaphern. Einzelne Wörter wiegen schwer, weil sie bewusst gesetzt – oder nicht gebraucht werden. [...]
Das Buch besteht aus Fragmenten aus einem Kinderleben, Fragmente aus dem Buch hat Dina Sikiric gelesen – und erzählt. Sie ist sprachlich differenziert, sehr genau. Dass «Heimat» umschrieben wird beispielsweise als Herkunftsland oder Land meiner Vorfahren sind auffallende Stilmittel. Die Erzählung «Was den Fluss bewegt» spielt in den 60er-Jahren – und ist topaktuell. Das Buch beginnt mit einem Zitat von Simone Weil: «Die Verwurzelung ist vielleicht das wichtigste und meistverkannte Bedürfnis der menschlichen Seele…».»
Regula Zellweger, 19. Juni 2017, Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern